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Weshalb sich Durchsagen in kommender Zeit anders anhören könnten…

Sie sind eine kleine Attraktion, erscheinen uns viel zu exotisch für Troisdorf und sind wohl für jeden Oberstufenschüler, der Klausuren im Klausurraumtrakt schreibt und die ein oder andere verhaut, eine willkommene Erklärung für fehlende Konzentration: Ganz genau, die Rede ist von den grünen Papageien, die auf den Bäumen zwischen der Schulwand und dem Sportplatz anzutreffen sind. Doch um was für Vögel handelt es sich da genau und was machen sie ausgerechnet in Troisdorf neben den typischen, zugegebenermaßen weniger spektakulär aussehenden Vogelarten?

Tatsächlich gehören die Vögel zu den Papageien, genauer gesagt handelt es sich um sogenannte Halsbandsittiche, die weltweit am meisten verbreitetste Papageienart. Wie immer wieder für uns erkennbar, kennzeichnet sich diese Art durch knallgrünes Gefieder, gut geeignet zum Tarnen in Bäumen, einem roten Schnabel und einer roten Augenumrandung. Erwachsene Männchen weisen außerdem eine rot-schwarze Linie um den Hals auf, vergleichbar mit einem Halsband, was auch ihren Namen erklärt.

Ursprünglich ist der Halsbandsittich in Afrika und Asien heimisch, wurde allerdings von Alexander dem Großen bereits um 330 v. Chr. nach Griechenland mitgebracht. Zwar wurde er danach auch in Deutschland schon längere Zeit gehalten, Ende der 1960er-Jahre wurde er dann aber zum ersten Mal „in freier Wildbahn“ hierzulande gesichtet. Es gibt mehrere Theorien darüber, wie es ihm gelang, sich von der Menschenhand zu befreien: Einer von ihnen zufolge soll ein mächtiger Sturm eines Nachts dafür gesorgt haben, dass ein Baum auf den Vogelkäfig eines Händlers fiel und die Halsbandsittiche das große Los gezogen hatten, in ihre Freiheit fliehen zu können. Weniger spektakulär sind die Annahmen, dass sie aus dem Kölner Zoo entflohen sind oder schlichtweg von genervten Besitzern ausgesetzt wurden.

Klar ist nur, dass die Halsbandsittiche nun seit 50 Jahren frei hier leben- und das anscheinend unter guten Bedingungen, denn insgesamt werden in Deutschland inzwischen etwa 25.000 Vögel dieser Art gezählt, insbesondere entlang der Rheinschiene. Ein paar von diesen 25.000 haben sich wohl Troisdorf als Lebensraum ausgesucht. Während wir die Winter als immer wärmer werdend empfinden, stellen sie für die Halsbandsittiche trotzdem jährlich eine Belastungsprobe dar, immerhin waren sie in ihrer Heimat an ganz andere Temperaturen gewöhnt. Nichtsdestotrotz breiten sie sich kontinuierlich aus.

Man könnte sich auch fragen, warum Halsbandsittiche sich nicht für einen Lebensraum in reiner Natur entscheiden, sondern Großstädte wie Bonn und Köln (und selbstverständlich Troisdorf) aufsuchen. Dies hat zwei Gründe: Erstens wird die Wärme, die in Form von Sonnenstrahlen auf Beton und Teer trifft, sehr viel besser gespeichert als die, die auf natürlichen Boden trifft, z.B. eine Wiese. Abends wird deshalb in der Stadt mehr Wärme an die Umgebung abgegeben, was die Halsbandsittiche ein bisschen mehr an ihr Zuhause erinnert. Nun gut, der Ort unserer Halsbandsittiche ist nicht sonderlich stark betoniert. Scheinbar genügen ihnen schon die schwitzenden Schüler, die auf dem Sportplatz ihre Runde drehen. Der zweite Vorteil des städtischen Lebens für Halsbandsittiche ist die Straßenbeleuchtung im Dunkeln, in unserem Fall gegeben durch die Flutlichter des Sportplatzes, die Feinde wie Eulen abschreckt. Dieselbe Wirkung hat der hohe Lärmpegel in Städten, in unserem Fall gegeben durch…wohl uns selbst. Zu diesen neben unserem Schulgelände gegebenen Kriterien für einen perfekten Lebensraum kommt noch dazu, dass die hohen Bäume, die eben bis zur höchsten Etage unserer Schule reichen,  geniale sogenannte Schlafbäume abgeben, die aber genauso als Treffpunkt, Fortpflanzungs- und Brütungsort dienen.

Der Halsbandsittich ist wie bereits gesagt neozoon, also eine Art, die eigentlich woanders heimisch ist. Genau deshalb befürchten einige Vogelexperten, dass er den heimischen Vogelarten Nistplätze und Nahrung wegnimmt und deren Bestand somit gefährdet. Bisher ist der Halsbandsittich hier allerdings noch nicht negativ aufgefallen, außer, dass die ein oder andere Hausfassade als Brütungsort etwas demoliert wurde.

Anders sieht das in Großbritannien aus, wo mehr als 40.000 von ihnen leben: Dort ist es jedem Bürger erlaubt, Halsbandsittiche abzuschießen. Dadurch, dass die Sittiche bereits nach zwei Jahren geschlechtsreif sind und drei bis sechs Jungtiere zur Welt bringen, vermehren sie sich tatsächlich schnell. Falls sie in Deutschland ebenfalls zur Plage werden sollten, ist geplant, erstmal ein Vertreibungsmanöver mithilfe von Greifvogelschreien aus Lautsprechern auszuprobieren. Falls ihr also demnächst etwas schwer verstehbare Durchsagen in der Schule hören solltet, wisst ihr jetzt Bescheid. Eine solche Stimmänderung können wohl auch Corona-Halsschmerzen nicht auslösen.

Ausgelöst wurde allerdings vor einiger Zeit der Blitz von einem Blitzautomaten, der in einer 30er-Zone aufgestellt wurde und auf dem Radar etwas aufzeichnete, was eine Geschwindigkeit von 43 Stundenkilometern an den Tag legte: Ein Halsbandsittich, der daraufhin sogar das Bußgeld umgehen bzw. umfliegen konnte.

Im Übrigen werden Halsbandsittiche zwischen 20 und 30 Jahre alt. Möglicherweise wird der ein oder andere Halsbandsittich von heute also auch noch unseren Kindern beim Klausurschreiben in das gleiche verzweifelte Gesicht blicken- aber bestimmt jedes Mal Glück bringen.

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